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Über den Trollstigen und Fjordnorwegen nach Oslo…

Wer sich fragt, warum nur ein Blogartikel für den ganzen norwegischen Natur-Erlebnispark Fjordnorwegen, dem sei gespoilert verraten: es hat mordsmässig geregnet und war ziemlich kalt…  

Aber davon ist noch nichts zu spüren, als wir montags in der früh frohgemut in Richtung Trollstigen aufbrechen. Sehr früh, weil wir in der Wetter-App schon sehen können, dass ab mittags es aus und vorbei ist mit ein bisschen Sonne. Und es lohnt sich. Beim Trollstigen handelt es sich um eine Serpentinenstraße, die schon auf Postkarten sehr gewaltig und Respekt-einflößend ausschaut. Das alles ist aber nichts gegen das Erlebnis, ihn dann tatsächlich selbst zu befahren. Das ist schlicht und ergreifend ein monumentales Erlebnis. Und dann auch noch bergauf (auch gut für die Sache mit der Motorbremse). Und dann, so früh am Morgen, noch fast allein und nicht im Stau stehend. Und auch noch mit Sonnenstrahlen.

Als wir am Scheitelpunkt ankommen, bin ich sehr Adrenalin-geschwängert und mit strahlenden Augen schauen wir alle noch einmal von oben runter auf die Spitzkehren, die wir eben genommen haben, sowie den gewaltigen Wasserfall, der sich dahinter auftut.

 

 

Getragen von diesem beschwingten Gefühl machen wir uns auf den Weg nach Geiranger. Wir wissen nur: Geirangerfjord lautet das Ziel, da wird dann wohl der Ort Geiranger nicht verkehrt sein. Außerdem ist es der einzige Ort in rd 60 km Umkreis, der uns ein geöffnetes Café verspricht, wo wir hoffentlich einen Cappuchino bekommen. Denn das Restaurant-Cafe on Top of Trollstigen Mountain  - einer der meistbesuchte Naturwunder des Landes - hat geschlossen. Einfach so.

Fixiert auf Geiranger nehmen wir die Landschaft davor und auch die Färhüberfahrt nicht richtig wahr, selbst die Abfahrt nach Geiranger - wieder in Serpentinen - nicht. Nur das riesige Schiff, welches in Geiranger vor Anker liegt, nehmen wir wahr und bekommen spontane Hasspickel im Gesicht: ein Kreuzfahrtschiff. Das bedeutet: es ergießt sich ein Schwall von Kurzzeitig-Besuchern in Städtchen, alles ist überlaufen, und man fühlt sich in einer Mischung aus Disney-Land und asiatischer U-Bahn. Kurz: zum Davonlaufen, bzw. Davonfahren. Das tun wir direkt, und vergessen darüber hinaus gleich, die obligatorischen Erinnerungsfotos vom Fjord aller Fjorde zu schiessen. Blöd. UNESCO Welterbe, wir waren da, aber kein Foto….erklär das mal jemand Zuhause, denken wir.

 

 

Dennoch, wir drehen nicht um sondern schlängeln uns die nächste abenteuerliche Serpentinen Strasse nach oben. So hoch, dass wir an einem Gletschersee halten. Mit einem sehr freundlichen, jungen Tschechen der hier als Saisonarbeiter im Restaurant arbeitet, welches keinen Café-Betrieb für Individualtouristen hat, weil man schon auf die Kreuzfahrt-Armada wartet, der uns aber dennoch unsere an der Theke gekaufte Snacks im Restaurant essen lässt.

Leicht fröstelnd verlassen wir den eisig kalten Ort wieder. Selbst Oscar, der sein Wasser ja am liebsten aus den Seen schlabbert verzichtet dankend, als er sein Schnäuzchen in den Bergsee hält. Zu kalt.

 

 

 

Ein wenig planlos zieht sich die weitere Fahrt dahin, während derer wir auf der App nach Campingplätzen Ausschau halten. Und siehe da, wir finden einen Platz an einem Gletschersee, allerdings nicht ganz so kalt, mit sehr schöner Hintergrundszenerie: denn dort ist ein Gletscher zu sehen. Man kann Kajak fahren und ein Tretboot nutzen. Und zur Gletscherzunge soll es laut Internet nur ein rd. 20-30 minütiger Fußmarsch sein. Morgen, denken wir.

 

Der Platz ist toll und wir haben es gemütlich, mal abgesehen von ein paar Kapriolen des Platz-Managers, der es mit der 3-Meter Abstand Regel sehr genau nimmt. Wir schöpfen in der Diskussion allerdings unsere uns zustehenden Meter sehr Regel-konform aus, was dann auch ok ist.

 

Leider zeigt sich Norwegen dann plötzlich von der rauen Seite: Regen setzt ein und es wird spürbar kalt. Nicht nur am Abend, sonder auch am nächsten Tag. Der Gletscherbesuch ist also dahin, ebenso die Kajaktour. Weswegen wir beschließen, die (Dach-)Zelte hier entgegen unseres erklärten Willens, länger zu bleiben, abzubrechen. Als wir Richtung Hauptstraße kommen, kommen uns Gletscher-View Tourbusse entgegen und sogar so ein dübelndes Touri-Zügchen, wie man es aus dem Süden kennt. Als wir dann geradewegs auf den nächsten Kreuzfahrtschiff-Boliden zusteuern, wissen wir auch, wer diese Touristen in die Landschaft gespuckt hat.

Im Regen machen wir uns auf den Weg Richtung Oslo. Ganz grob. Dort verspricht die Wetter-App flauschige 16-20 Grad und keinen Regen. 

Allerdings geht es nicht direkt nach Oslo - wir beschließen zunächst, zumindest den Naeroyfjord anzusehen, nach Möglichkeit mit Bootstour, denn dieser Fjord ist Weltnaturerbe. Zack, haben wir online gebucht und freuen uns auf die Tour am kommenden Vormittag. Bis dahin haben wir nur ein paar Stunden Kälte und Feuchte am völlig Charme-befreiten Campingplatz in Flam zu überstehen. Und aus dem Abend holen wir das beste raus, denn wir besuchen ein sehr feines Seafood-Restaurant. Das entzückt Herz und Gaumen. 

 

 

Am folgenden Morgen erwartet uns ein bittersüßes Erwachen nach dem feinen Vorabend: irgendwie hat es der Schlüssel nicht aus der Zündung  des Busses unserer Freundinnen geschafft und damit wurde die Batterie tiefenentladen. Es wird hin und her und her und hin organisiert - und so klappt es, dass wir unsere geplante Fjordtour machen können und am späteren Nachmittag mit einem wieder in Schuss gebrachten  Bus Richtung Oslo starten können.

Die Fjordtour selbst ist fein - es ist schon ein beeindruckendes Erlebnis, zwischen den hochaufragenden Felsen im Wasser unterwegs zu sein. Und die Grösse dieser Fjorde zu erahnen: so z.B. streckt sich der Sogneford, der „Mutterfjord“ des „Seitenarms“ Naeroyfjord glatt mal knapp über 200 km lang ins Land hinein. Wie diese Fjorde alle entstanden sind- das kann man am allerbesten auf Wikipedia nachlesen.

 

Leider bleibt auch hier uns das schlechte Wetter treu und daher ist es auch ratsam, sich Fjordbilder gern einmal auf Instagram unter dem entsprechenden Hashtag anzusehen - es gibt x-tausende Menschen, denen der Wettergott holder war als uns.

 

Während wir auf den Autoservicewarten, regnet es immer mehr und wird immer kälter, so dass es uns auch gar nicht mehr in den Sinn kommt, ob wir nicht doch in Fjord-Country bleiben sollten. Die Fahrt Richtung Oslo führt uns durch wieder andere Landschaften, aber der Regen bleibt steter Begleiter. Nur am Campingplatz, am Abend im nirgendwo ist es kurz ein bisschen besser. Allerdings nicht so gut, als dass wir wirklich draussen sitzen wollten - so veranstalten wir in unserem Auto eine erste kleine Gin Tonic Sause bis spät am Abend. Das brauchen wir auch, um unser Abendessen-Erlebnis zu verdauen: eine App erzählte uns, wir würden an diesem Ort im nirgendwo eine Auswahl von 4-5 Restaurants vorfinden - eigentlich hätten wir da schon misstrauisch werden müssen, denn das gibt`s doch bisher ausser in Stockholm nirgendwo! Und so war es dann auch: das einzige Restaurant, das im Nirgendwo noch in Betrieb war und nicht Pleite war eine norwegischer Chinese, der auch noch Pizza anbot. Cross-Over neu interpretiert. 

 

Ansonsten war es wirklich unspektakulär.

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