Lebendiges Gent!

Vorab: ein Tag Zeit für Gent reicht eigentlich nicht aus, so lebendig, quirlig und vielfältig ist diese Stadt. Auch wenn man Gent vermutlich nicht direkt auf der Agenda hat, so lohnt es sich, die Gelegenheit unzähliger Festivals, Kunstausstellungen oder auch dem Filmfestival beim Schopf zu packen und mal für ein paar Tage herzukommen.

Gent ist eine Stadt, in der nicht nur dank des hohen Anteils an Studenten (ca. 60 Tsd von insgesamt rd. 240 Tsd EW) bis in den späten Abend hinein das Leben pulsiert und die Kneipenkultur bestens ausgeprägt ist. Es ist darüber hinaus auch eine Stadt, der man heute noch ansehen kann, welche hervorgehobene Rolle sie im Mittelalter spielte, als Gent grösser war als London ( im 15. Jhd) und nicht viel kleiner als Paris. Noch heute zeugen viele Gebäude, u.a. der Belfried von dem Stolz und der Rolle dieses Ortes, u.a. war Gent damals ein Zentrum der Tuchindustrie.

 Eines der wichtigsten Kunstwerke dieser Zeit kann man in der Kathedrale bewundern: der Genter Altar der van Eyck Brüder (1432). Die Touribroschüre beschreibt zurecht: "beeindruckend in seiner Tonalität, verblüffend in den Details".. Ein Teil davon wird z. Zt. restauriert, weil aber montags die Museen geschlossen sind, konnten wir leider nicht anschauen, wie so eine Restaurierung eigentlich funktioniert...

Auf dem Radel erkunden wir die Atmosphäre Gents. Das Leben an den Kanälen, die, nachdem man sie im 19. Jhd. noch teils zuschüttete oder unsichtbar machte, nun wieder bewusst sichtbar gemacht wurden, bezeichnet den Puls der Stadt: überall Strassencafes und es sitzen Menschen auf Mäuerchen am Wasser ( bevorzugt an der Graslei und der Korenlei) und unterhalten sich. Gent gereicht es ebenfalls zum Vorteil, dass, so scheint es, das Wetter am spätnachmittag immer viel besser ist als morgens. Es passt also perfekt, den Arbeitstag direkt im Ortszentrum, der Altstadt, ausklingen zu lassen. Und irgendwie wundert es uns auch beim Betreten des berühmtesten Genter Jenever-Lokals nicht, dass da zwei junge Frauen im Alter von Mitte 20ig ein Absackerchen gemeinsam trinken...
Leider sind auch wir etwas zu lang abgesackt, so dass das Geschäft, wo wir uns eigentlich anschauen wollten, wie die traditionelle Senfhergestellung funktioniert, längst geschlossen hat....

Verblüffend aber auch die unverhofften Ruheflecken mitten in der Stadt, so z.B. der Innengarten der St. Pieter Abtei, wo man sich plötzlich in herrlicher Ruhe umgeben von Weinreben befindet. Oder der Citadelpark. Die Bewohner haben dank der kleinen Ausmasse ihres Städtchens die Möglichkeit, mit dem Rad zwischen alt und neu; quirlig oder ruhig; Kunst oder Kneipe  innerhalb von Minuten hin und her zu wechseln. Und was uns als Radfahrer besonders imponiert: es gibt in der Innenstadt bewachte Fahrradparkplätze - und zwar gratis!

Überflüssig fast zu erwähnen, dass wir auch hier wieder phantastisch gegessen und getrunken haben, das gehört einfach zu Flandern! Ein etwas anderes Bier probierten wir heute in der Brauerei Gruut, wo der Name Programm ist und das Bier mit Kräutern versetzt gebraut wird. geführt wird die Brauerei übrigens von einer Frau - die auch die Braumeisterin ist (wovon es anscheinend nur zwei weltweit gibt). Das Video unseres kleinen Gelages ist unter "Genussvolles" zu finden.

Gent - es tut uns leid, dass wir nur einen Tag bleiben konnten, aber wir sehen uns bestimmt einmal wieder :-).

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