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Etosha - man kann sich einfach nicht sattsehen

 

Wir haben uns schon seit geraumer Zeit auf den Park gefreut! Unsere Einstiegsbegegnung mit dem Löwen, dem Rhinozeros und ein paar Elefanten haben die Vorfreude nur weiter gesteigert. Man muß dabei sagen, dass Etosha als Park sehr anders ist als Moremi im Okavangodelta in Botswana: dort ist tiefer Sand, allein das Streifen durch den Park mit dem Auto ist ein Abenteuer an sich, welches den eigenen Adrenalinspiegel in die Höhe schnellen lässt. Hier in Etosha sind es Schotterstraßen. Manchmal zwar in schlechtem Zustand, also mit tieferen Löchern um die man rumzirkeln muß, aber alles in allem ein sehr einfach zu befahrener Park. Darum ist es zwar leicht abtörnend, aber nicht verwunderlich, dass einem an den Hauptrouten der ein oder andere größere Reisebus begegnet. Wie Tom, der Overlander, dem wir am Abend unseres ersten Nachmittags hier begegnet waren sehr trefflich sagte: „Herrmann und Ilse sind auch hier“ (dass es durchaus abenteuerlich ist für Mensch und Auto zeigt sich aber, als seine Begleiterin Sonja uns heute eine Nachricht sendet, dass an ihrem Auto irgendwo in Etosha gleich mal ein Stoßdämpfer kaputt ging). Auch ist in Botswana das Abenteuer anders, da die Tiere ja nicht eingezäunt sind, d.h. Völlig frei über Ländergrenzen hinweg migrieren können, und auch Campingplätze nicht eingezäunt sind. Um den Nationalpark Etosha herum ist ein Zaun. Allerdings ist der Park, dessen Pfanne allein mehr als 110 km lang und ich glaub, an der breitesten Stelle ca. 60 km breit ist - natürlich riesig. Er bemisst über 22.000 Quadratkilometer. Also: wenn man im Park ist, spürt man überhaupt nichts von einem irgendwo da draussen existierenden Zaun. Auch die Vegetation ist abwechslungsreich. Am ersten Tag haben wir „süßes Grasveld auf Kalksteinboden“ (Zitat Guide), d.h. Das ist Nähe Anderson Gate. In Richtung Parkmitte im Süden (Halali Camp) gibt es Mopane-Wald und viel Buschfelder  und wenn man dann weiter Richtung östlichen Ausgang fährt, kommt man durch sehr weitläufige, offene Sandfelder. Hier tummeln sich viele Herden, den in den offenen Weiten dieser Pfanne können sie Feinde (v.a. Löwen) schon von sehr weit erspähen und sich damit leichter in Sicherheit bringen.

 

Die Tierwelt ist überwältigend! An Tag zwei fahren wir in Richtung Halali Camp. Wir sehen viele verschiedene Tiere, auch Vogelarten, u.a. Einen wunderschönen Sekretär und große Trappen (ok - wir wüssten die Namen natürlich nicht, haben aber ja ein kleines NP-Booklet dabei). Verschiedenste Gemsböcke, vereinzelte Kudus. Und als wir grad Richtung Halali fahren wollen, sehen wir eine große Herde Elefanten Richtung Wasserloch ziehen. Schupos, umgedreht, in Pole Position geparkt, und dann lassen wir die gesamte Herde vor unserem Autofenster vorbei spazieren. Rd. 5 Minuten lang. Ein wunderbares Schauspiel. 

Im Halali Camp (übrigens ein völlig Charme-befreiter Ort. Gehört zu den NWR Plätzen, der staatlichen Wildlife-Behörde, und fühlt sich durch und durch so an, als wäre man in einem kommunistischen Land) verbringen wir den Abend mit zwei Reisenden, die wir in Sesriem das erste mal getroffen haben, Bo & Tim. Solche Abende sind immer wieder faszinierend, weil man Menschen trifft, die aus ihrem Leben erzählen welches manchmal ähnlich dem eigenen ist, manchmal ganz anders, aber es sind so gut wie immer sehr spannende Begegnungen.

 

Am folgenden Morgen  - wo wir nach einem kurzen Schockmoment Starthilfe von einem Schweizer Pärchen bekommen (später merken wir, dass es dieses mal wohl eher NICHT die Batterie war, sondern unser Zündschloß etwas rumzieht) sind wir auf dem Rhino Drive unterwegs, aber ohne Rhinos (zum Glück hatten wir am Vortag weitere 3 Exemplare gesehen). Und wollen dann eigentlich nur ein Kaffee und Frühstück am Halali Wasserloch einnehmen, als uns dort die Kinnlade runterfällt: insgesamt 3 Herden Elefanten tummeln sich dort, über zweieinhalb Stunden bleiben wir dort und sehen uns das Schauspiel und die Dynamik zwischen den Elefanten, den Herden, den Elefanten und anderen Tierarten an. Wenn die Elefanten trinken und baden, halten die anderen nämlich ziemlich respektvoll Abstand - aber irgendwann wird halt der Durst zu groß, dann wagt man sich ans Wasser, wird von Elefanten vertrieben, zieht sich zurück und das ganze geht wieder von vorne los. Wir hören, wie sich 2 Zebra Anführer empören und sehen, wie ein Kudu aus dem Stand rd 2.-3 Meter hochspringt, um sich den ihn umzingelnden Elefanten zu entziehen.

Es ist unglaublich schön und beruhigend, den Elefanten zuzusehen. Ich denke, man sollte die Elefanten-Therapie erfinden. Es ist derart meditativ, das es sicherlich heilende Effekte für die Seele hat.

Auf dem Weg zum Ostausgang treffen wir dann Giraffen über Giraffen. Und Zebras, Zebras, Zebras. Und Gnus, Gnus, Gnus und Straussen. Es ist „abundance of Wildlife“

 

Sie zu beobachten, ist faszinierend. Wie sie trinken, oder Pippi machen etc.  Bisher kannte ich die V-Formation nur vom NFL Superbowl Finale, wenn die Flieger über das Stadion fliegen. Nun kenne ich weitere Varianten der V-Formation:  Giraffen gehen mit den Vorderbeinen in die V-Formation, um am Wasserloch trinken zu können. Ansonsten ist ihr Kopf einfach zu weit vom Boden weg. Kleine Ausnahme: heute beherrschte eine Giraffe die Kniebeug-Position. Es war aber die einzige, die wir bisher sahen, die das konnte. Elefanten gehen in die V-Position, wenn sie Pippi machen. Also, genauer gesagt, sie starten im ganz normalen Stand damit, riesige Köttel zu kacken, und dies geht dann über in große Pippi-Streams, welche in besagter V-Position ausgeführt werden, vermutlich, weil die entstehende Lache am Boden so groß ist, dass sie von sich selbst nasse Füße bekommen würden. A propos Füße: nichtig weniger faszinierend ist es zu beobachten, wie Elefanten ihre Füße entlasten. Man sieht sie sehr oft dreibeinig stehen. Mal ist das 4. Bein einfach ein wenig weggelehnt vom Körper, mal ist es überkreuz gestellt. 

 

Am letzten Tag im Park fahren wir in Richtung des Wasserlochs, wo die Schweizer am Vortag einige Löwen sahen. Und kaum 10 min im Park, sehen wir sie auch schon in der Ebene liegen. Richtig faul. Zunächst eine Gruppe von 3 Löwen (ein Männchen, zwei Weibchen), und danach ein Löwenpärchen. Hier hat das Männchen sein Weibchen derart intensiv angesehen und umgarnt, dass ich überzeugt bin, Löwen seien monogam. Ein schneller Check auf google erzählt allerdings genau vom Gegenteil. Löwen und Innen sind offenbar ganz vor mit dabei, wenn es um schnellen Sex mit wechselnden Partnern geht. Wir beobachten das Pärchen rund eine halbe Stunde lang, oder etwas mehr. Ute bekommt einen Big Shot nach dem anderen von den Löwen suggeriert. Mal gähnend. Mal einen unendlich süßen Bauchnabel entgegenstreckend. Mal pinkelnd - wobei hier übrigens die V-Formation keine Rolle spielt. Stattdessen scharrt der Löwe während er pinkelt mit den Hinterpfoten. Ob wegen der Geruchsverbreitung oder zum Zwecke des Gegenteils - wir wissen es nicht. Schon um 8:30 morgens sind wir vom Glück beseelt und auch die weiteren Fahren sind wundervoll: eine Gruppe Kudus kreuzt unseren Weg, wir treffen viele Giraffen und unter anderem sehen wir 2 Baby-Giraffen, Gnus und Zebras und Strauße, wohin das Auge blickt. Und dann, wenn man glaubt, man sieht nichts neues mehr, am letzten Wasserloch, sehen wir noch einmal eine rührende Szene: ein einzelner Elefant (Jungbulle, vermutlich muß der sich derzeit einen eigenen Stamm bilden) hängt am Wasserloch rum. Plötzlich entschließt er sich, zu baden. Er steigt tiefer und tiefer Richtung Lochmitte; die gesamte Tierwelt drumrum schaut aufmerksam zu. Er genießt sichtlich die Aufmerksamkeit, spielt mit seinem Rüssel, schnüffelt im Wasser rum und man wartet nur noch drauf, dass er einen Handstand im Wasser macht. Letzteres gibt es allerdings doch nur in Disney-Filmen.

 

Gegen Mittag haben wir uns für heute satt gesehen und begeben uns in unser wunderschönes Camp, ausserhalb des Nationalparks. Noch schnell wieder das Fleisch aus dem Kühlschrank versteckt, passieren wir die Veterinär-Inspektion. Derzeit darf man nämlich von Nord-Namibia nach Süd-Namibia keine Fleischwaren einführen.

 

Einen langen, gemütlichen Nachmittag später sitzen wir nun bei einem Glas Wein und unser Blog ist wieder vollständige up-to-Date.

Ute hat rd. 10.000 Fotos aussortiert und gleich geht es in die Heia.

 

Lion King and Queen

Animal Impressions

 

Swimming Elephant

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Kommentare: 1
  • #1

    Vadder (Montag, 16 Oktober 2023 14:02)

    Super!!!