So unterschiedlich die Länder, so wechselhaft und unterschiedlich die Emotionen an einem einzigen Tag…
Wir haben mal wieder eine „Freinacht“ eingelegt - d.h. Eine Gratis-Nacht auf einem Parkplatz, da ist man immer umgeben von einigen anderen Campern, das ist wie eine kleine Community für 1 Nacht. Nachdem Oscar im Bungalow im Bett schlafen durfte, will Oscar unbedingt bei uns im Dachzelt schlafen, aber - das darf er natürlich nicht ;-).
Heute verlassen wir Schweden - und mit dem Grenzübertritt ändert sich tatsächlich direkt die Landschaft. Nicht, dass die Norweger ein anderes Naturkino angeknipst hätten - es liegt daran, dass die Grenze just im gebirgigen Gebiet verläuft, und damit Wald, Wiese und rote Häuser eben erst einmal abgelöst werden von dramatisch inszenierten Bergketten, die selbst im Regen wunderschön ausschauen. In diesen Bergen gab es im 2. Weltkrieg 1940 Auseinandersetzungen zwischen Norwegischen Soldaten und Dt. / österreichischen Angriffstruppen - ein Mahnmal kurz hinter der Grenze erinnert noch heute daran.
Man muss nochmal kurz sagen: auch die schwedische Landschaft Richtung Norwegen war schon dramatisch, wir passierten einen Gebirgssee, der selbst jetzt, Ende Juni, noch halb zugefroren war.
Norwegen kann ohne Übertreibung als die Schweiz des Nordens bezeichnet werden: alles ist plötzlich so sauber, es gibt viele Mülleimer, und gefühlt läuft alles korrekt ab. Aber: das Land scheint sehr Hunde-unfreundlich zu sein. Nirgendwo dürfen Hunde mit ins Café (und Cafés muss man sowieso erstmal finden….)
Heute ist das noch relativ egal. Es regnet und regnet, und wir sind sowieso auf dem Weg auf die Vesteralen - das ist die Inselgruppe nördlich der Lofoten. Das das unterschiedliche Inseln sind, darauf sind wir auch grad erst im Reiseführer drauf gekommen.
Wollt ihr eine kleine Episode aus dem Camper-Leben? Mir ist heute beim Schließen einer Schublade ein Bierstrahl durchs Schloss entgegen geschossen - ich hab aus Versehen die Bierdose direkt unter dem Schloss platziert gehabt- puff, hat sich der Schliessmechanismus in die Dose gebohrt…so kommt’s, dass wir, um die Dose zu retten, schon morgens um 8 einen kleinen Frühschoppen runterkippen.
Der Tag startet also lustig, aber Regen, Regen, und noch mehr Regen zieht mich leider immer doch etwas runter. Dabei können wir uns glücklich schätzen, dass unser Dach noch immer dicht ist (toitoitoi) und wir ja eh am fahren sind.
Und dann bekommen wir die Nachricht einer Freundin von uns, dass ihre sehr junge Hunde-fast-noch-Welpen-Dame eingeschläfert werden musste. Das machte uns sehr sehr traurig.
Wir landeten schliesslich gegen Abend an einem Camping, es war kalt, regnete noch immer, und selbst das leckere Abendessen rettete die Empfindungen nicht so richtig.
Aber: zwar geht der alte Tag nicht (weil die Sonne nicht untergeht), aber trotzdem fängt ein neuer Tag an, und ein solcher kann sich dann auch ganz anders gestalten: wir starten mit: Sonne! Man glaubt es kaum. Hoch erfreut schwingen wir uns daher direkt um 6.15 Uhr aus dem Bett und fahren eine Runde um den nördlichen Bereich der Insel, um diese in der Sonne zu entdecken. Fühlt sich an wie auf Tiersafari in Botswana (und auch die Müdigkeit, die sich so ab frühem Nachmittag einstellt, ist ähnlich).
Ute macht hunderte Fotos von Strand, Felsen, Steinen, Oscar, und was sonst so vor die Linse kommt. U.a. zwei Jungs aus Kiel, die sich mit ihrem 4x4 im Moorast festgefahren haben und denen wir unsere Sandbleche geliehen haben, damit sie wieder rauskommen. Stunden später, als sie diese zurückbringen (ich hatte fast schon nicht mehr daran geglaubt), köpfen sie sich ein Gösser Radler- das es doch tatsächlich in Flensburg im Supermarkt zu kaufen gibt.
Darüber hinaus hatten wir eine Menge schöne Begegnungen heute - z.B. in einem kleinen Café im Supermarkt, wo wir eine Norwegische Spezialität - Waffeln mit braunem Karamellkäse - bekommen haben. Und mit diversen anderen Campern und Spaziergängern.
Heute stehen wir wieder „frei“ mit mehreren Campern an einem Strand - es ist so derart romantisch, dass wir schon 2 Gin Tonic und ein Bier runtergekippt haben, und ich ein wenig „Tipsy“ bin.
Ich hoffe, es ist heute Nacht wärmer als gestern - ich habe schon ein wenig in meinem Schlafsack gefroren…
So, jetzt ist es 20 Uhr und 51 Minuten, und das frühe Aufstehen fordert seinen Tribut.
Gute Nacht :-)
Neue Tage, neue Themen :-) oder alte.
Egal, im wesentlichen wollen wir auch was zu Vesteralen sagen. Diese Inselgruppe ist nämlich wunderschön. Die imposanten Berge direkt hinter den Stränden. Das Grün. Die Ruhe. Wir schliefen die erste Nacht dort auf einem Camping, und die zweite Nacht in freier Natur in einer wunderschönen Bucht bei Bleik. Bleik heisst Bleich, und das deswegen, weil der Strand dort fast weiss ist. Hier gibt es eine vorgelagerte Vogelinsel mit rd. 80.000 Papageientaucherpaaren und mehr Vogelarten. Ein Gourmet-Tempel also für Seeadler, weswegen wir ganz entspannt vom Strand aus selbige in den Lüften beobachten können.
Toll war es auch, weil wir ein sehr sympathisches Paar aus Pinneberg getroffen haben, die einfach ein Vorbild dafür sind, wir man bewundernswert lässig älter werden kann. Mit Freude. Und mit bleibender Neugier auf das Leben und auf neue Erlebnisse.
Wir blieben auf Andoya, weil Ute in Andenes noch Wale beobachten gehen wollte - der Trip wurde aber Wetter-bedingt abgesagt. Es ist noch Vorsaison, und daher geht es noch was den Andrang angeht. Aber das Bestreben, eine geöffnete Bäckerei zu finden ist auch hier fast aussichtslos. Allerdings im „Landhandel“, also dem dörflichen Tante-Emma gibt es doch ein Café. Mit Waffeln und norwegischem Karamell-Käse (ein Wahnsinn!). Es ist toll dort. Kaffee z.B: ist ja i.d.R. Filterkaffee, der in grossen Warmhaltekannen bereitgestellt wird - mit freiem Nachschenken. Die Einheimischen haben alle ihren persönlichen, mit Namen versehenen Kaffeebecher an der Wand hängen, und man kommt, nimmt sich seinen Becher, und versinkt stundenlang im Kaffeehaus-Modus.
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Marleeeen (Mittwoch, 06 Juli 2022 10:28)
� ihr lieben �
So schön, eure Stories zu lesen und von rührenden Details überrascht zu werden! ��