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Getting Started

Endlich ist es wieder soweit - wir gehen auf eine etwas längere Reise. Diesmal geht es nach Skandinavien - Schweden und Norwegen. Aber nicht mit den Fahrrädern - dafür mit Hund - Oscar - und einem anderen Fortbewegungsmittel; statt Fahrrädern reisen wir diesmal mit einem brandneuen Off-road-tauglichen Camper. Gebaut von Julian Mandel unter dem neuen Label „Bushcamper GmbH“.
Natürlich waren wir in den letzten Jahren immer wieder reisen. Doch der Blog schlief, weil wir einfach zu viel arbeiteten und dann im Urlaub so k.o. waren, dass es mit bloggen nix wurde. Diesmal soll das anders sein. Wir wollen anders reisen. Und nicht zuletzt deshalb haben wir uns einen Camper bauen lassen, der uns in den nächsten Jahren überall dort hinbringen kann, wohin wir wollen. Mehr dazu erfahrt ihr in der (noch zu erstellenden) Rubrik Fahrzeuge - Unser Bushcamper.
Heute ist - je nach zählweise - Tag 3 oder 5 unserer Reise. Warum? Nun, wir haben unseren Bushcamper erst vor 2 Wochen abgeholt, ihn bestückt, und sind dann am Tag 0 - Do. 26.5. wieder zur Fa. Bushcamper gefahren, wo am Tag 1 & 2 nochmal Feinheiten nachgearbeitet wurden und zusätzlich noch die Bushcamper Eröffnungsveranstaltung stattfand. Und da unser Schätzchen als Kundenfahrzeug Nr. 1 aus der Halle rollte, war es natürlich fein, dass wir mit unserem Fahrzeug zur PR- und Besichtigungssause anrollten. 
Zurück zu unserer Tour: am So. 29.5. war Tag 3 geschafft - wir nahmen den Weg über Fehmarn durch Dänemark, gönnten uns eine hundsteure Brückenüberquerung von Kopenhagen nach Malmö und bretterten noch durch bis ans Meer nach Ystad in Südschweden. Mittlerweile haben wir uns an unseren Spritverbrauch gewöhnt und mein Herz läuft nicht mehr Amok, wenn die Zapfsäule 3-Stellige Euro-Beträge anzeigt (bedingt durch knapp 1 Jahr Produktionsvorlauf unseres Campers hatten wir uns natürlich nicht auf Spritpreise von jenseits der 2 Euro je Lister eingestellt).
Auch funktioniert das Krabbeln im Camper und raus, und hoch in den Hochzelt Schlafplatz und wieder runter deutlich besser als an Tag 1. Da hatte ich noch all die klassischen Wohnmobil-Camper insgeheim beneidet, die ihr Fahrzeug sicher noch lässig betreten können, selbst wenn sie 90+ sind. Aber was soll`s. Dafür habe ich die Bedeutung der Redewendung „sich hochhieven“ nun in allen Variationen verinnerlicht.
Auch bessert sich täglich meine Fähigkeit, mit Kälte, Regen, Nässen und sonstigen Widrigkeiten, die Prinzessinnen gern zuwider sind umzugehen. Beruflich nennt man das ja gern „Resilienz“. Voila! Haben wir! Ute ist im Gegensatz zu mir Super-Resilient, und ich versuche, nach Kräften mitzuhalten.
Trotzdem ist es ein Genuss, abends die Standheizung einzuschalten und bei wohliger Temperatur schlafen zu gehen. Oder nachts nicht aus dem Camper krabbeln zu müssen sondern die Board-eigene Trenntoilette zu nutzen.
Erwähnenswert ist auch, dass wir mit Oscar, unserem 14 Monate alten Spanischen Wasserhund reisen. Klar hatten wir viel darüber gelesen, dass man einen Hund an den Camper gewöhnen soll usw. - aber uns fehlte dafür schlicht die Zeit. Also starteten wir mit Gottvertrauen, dass Oscar das alles schon mit uns mitmachen würde- und er hat uns nicht enttäuscht. Während der Fahrt liegt er in seinem Hundekörbchen (welches gleichzeitig auch der Fahrradanhänger ist) und chillt stundenlang vor sich hin. Und er freut sich, wenn wir wir mit ihm neue Orte entdecken, er am Meer entlang sprinten kann, oder einfach alles Beschnüffelt, was er so entdecken kann. Nur andere Hunde fehlen im ein wenig. Er ist von Zuhause so das spielen mit anderen Hunden gewöhnt, dass man spürt, dass es im abgeht.
Campen mit Hund lernen wir unsererseits gerade auch erst: z.B., dass Hundepfoten einfach überall hinkommen. Oscar findet es nämlich auf den Sitzbänken gemütlich und schläft dort, während wir schlafen. Und wenn wir des Camper`s liebstem Hobby nachgehen - rumräumen - hüpft er auch gern mal auf die Vordersitze und guckt in die Gegend. Wie eine Freundin, die Kinder hat, mal sagte: man entscheidet sich gegen Designer-Appeal und für das Leben….wie wahr. Und wie schön!
Aber zurück zur Tour, Tag 4, 30.5.22: es sollte ein „organisiere Deinen Camper“-Tag werden. Das heisst: wir benötigten einen mobilen Router und gönnten uns gleich mal eine 100 Gigabyte Datenvol-Karte dazu, um unser „normales“ (??) Surfverhalten von Zuhause halbwegs abzudecken. Dazu durchsuchten wir den Baumarkt nach Karabinerhaken, Fahrradabdeckungen, Etwas Fugenmasse etc - Dinge halt, die man selbstredend zuhause rumliegen hat aber halt vergessen, einzupacken. Dafür haben wir ca. 10!! iPhone Ladekabel dabei. Ich frage mich noch immer, wo die alle Zuhause waren -dort find ich nie eines, wenn ich es brauche.
Auch geht die Zeit noch drauf, den Camper zu organisieren; was braucht man wirklich, worauf muss man Zugang haben. Und wie immer: ca., 40% der Klamotten werden vermutlich überflüssig sein - zumindest derzeit noch die T-Shirts.
Was allerdings den Start in ein Dasein als Camper Fan so aufregen macht, ist, Regel für Regel für sich selbst zu entdecken. Darum werden hier vermutlich in den nächsten Wochen eine Reihe Plattitüden aufgeführt werden, die für uns jedoch aufregend und neu sind:
Regel Nr. 1 z.B. die Auswahl eines Stellplatzes. Wir hatten uns für „geschützt“ entschieden, da es gestern regnete…aber nicht bedacht, dass „sonnig“ am nächsten Tag auf alle Plätze zutraf, nur nicht auf unseren. Das war suboptimal für das Trocknen unserer Mega-270-Grad Markise und für unsere Photovoltaik-Anlage.
Regel Nr. 2: immer gleich alles Wegräumen - sonst schnappt es sich Oscar (das ist allerdings Zuhause genauso, alles genaugenommen keine Camper-Regel)
Regel Nr. 3: Entwickle eine Routine, um Abläufe zu optimieren. Das hatten wir bei unsrer Radtour ja auch schon beherzigt, aber dort waren es pro Nase 4 Packtaschen, wovon min. eine mit unbenützten Sachen eh verschlossen blieb - und Packen dauerte dann letztlich nur noch ein paar Minuten. Beim Camper liegen wir derzeit noch bei ca 90 min, um wirklich all unser Geraffelt zu verstauen, den Camper fertig zu machen und schliesslich abfahrbereit zu sein. Das geht besser, schätzen wir.
Das Ziel von Ute und mir war ja, Zeit miteinander verbringen. Das tun wir nun. Noch besser wird das, wenn es wirklich Frei-Zeit ist und nicht „Pack-Zeit“.
Das ist auch einer der wesentlichen Unterschiede zwischen Radeln und Campern. Beim Radeln ist wirklich der Weg das Ziel. Beim Campen ist - für mich zumindest - das Ziel das Ziel :-). Mit der Erkenntnis, dass es sinnvoll scheint, dort dann auch mal 2-3 Nächte zu bleiben, um das Haus auf Rädern nicht ständig auf und abzubauen. 

 

Sollte das jetzt grad etwas negativ klingen - weit gefehlt. Campen ist urig! Campen ist schön! Und unser Camper ist - finden wir - urgemütlich. Drum macht Kochen darin Spaß und die Sache mit dem Abwasch nehm ich dafür gern in Kauf.
Heute ist also Tag 5 und wir sind zum ersten Mal richtig im Camper-Modus angekommen: will heissen: zunächst einen Kaffee am Morgen. Dann ein wenig Radeln - zum Hundestrand, wo sich Oscar voll austoben kann, indem er halt einfach zwischen Ute und mir hin und her rennt. 
Irritierend ist für mich noch die „Einsamkeit“: es sind so wenige Menschen unterwegs oder zu sehen…ich weiss gar nicht, über wen ich mich aufregen soll wenn doch keiner da ist.
Und die Leut hier sind so nett und haben die Ruhe weg. Ute sagt, Schweden sei das perfekte Land nach einem Burnout. Kann ich mir gut vorstellen.
Jetzt ist es 22 Uhr am Abend, und wir sind auf der Fähre nach Gotland, wo wir 5 Tage bleiben werden. Endlich Zeit, mit dem Blog zu starten.
Noch schnell einige Eindrücke, die mir in den Sinn kommen: 
interessant sind die Übernachtungsmöglichkeiten mit dem Wohnmobil: man darf auf ausgewiesenen Parkplätzen stehen und muss nicht immer einen Campingplatz ansteuern. Dort darf man jedoch keine Camper-Utensilien auspacken. Für die riesigen, fetten WoMos neben uns natürlich optimal - für uns: geht so. Wein immer nur indoor trinken statt im Liegestuhl draussen ist auch nicht immer perfekt. Und Wein müssen wir viel trinken, wir haben schliesslich einen Vorrat von 30 Flaschen dabei! Daher planen wir, ab und an einen Campingplatz anzusteuern. Ist nebenbei auch gut für die Körperhygiene….
Sonnenaufgang in Schweden vor 4 Uhr früh finde ich etwas übertrieben, aber halt nicht änderbar. Daher hab ich zur Vorsicht das Geschenk meiner Trauzeugin dabei: eine sehr noble Augenbinde aus Seide, um besser schlafen zu können. Danke dafür, liebe Claudi.
Stück für Stück entdecken wir auch die Genialität und Qualität der technischen Ausstattung (Vulgo: Features), die Julian im Camper verbaut hat: unser Batteriesystem läuft exzellent (wir haben kein Gas mehr im Camper - alles läuft elektrisch, und wird bestens gespeist von Autobatterie und Photovoltaik-Anlage). Lieber Julian - wenn Du dies liest: ja, Du hast versucht, mir die Sache mit dem Batteriesystem zu erklären, während ich an den Farben der Innenausstattung interessiert war. Aber wir wussten doch eh, dass Du das Beste verbauen wirst, was geht. Und wir wurden nicht enttäuscht. Und jetzt versteh ich sogar, was Du meinst und mir versucht hast zu vermitteln. Ist das nicht cool?
Und der Kühlschrank ist auch ein Träumchen. Schnurrt leise vor sich hin, verbraucht kaum Strom, es passen gefühlte eine Million Dinge hinein. Herz, was willst Du mehr.
Noch eine andere Erfahrung, die wir schon nach den ersten Fahrten im Camper gemacht hatten, möchten wir gern teilen: einen Camper zu fahren ist wie Mariuhana rauchen: das System fährt direkt runter. Wenn man nicht gerade 15 l auf 100 km verbrauchen will, zuckelt man mit 80-90 Sachen auf der Autobahn dahin und schaltet am Berg gern noch einen Zahn runter. Wir sind jetzt also auf der Seite der Leute die uns, sobald wir in unserem Mini sitzen und denken, die Reise von A nach B muss super schnell sein, fast zur Weißglut bringen. Auch das ist ein Learning. Und wer dabei entspannter am Ziel ankommt, ist wohl kaum die Frage wert.
Soviel zu noch ziemlich unsortierten Gedanken nach 5 Tagen eingrooven.

 

Wir freuen uns auf Tag 6 - xx, mal sehen, was Morgen so passieren wird. Stay tuned!

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Kommentare: 2
  • #1

    Dietmar (Freitag, 03 Juni 2022 19:25)

    Hey ihr zwei,
    wir haben uns neulich beim Bushcamper-Event kurz kennen gelernt. Auf unseren SingleCab müssen wir noch ein paar Wochen warten. Aber ich beneide euch, dass ihr schon mit dem tollen Camper unterwegs sein könnt. Mit Skandinavien habt ihr ein tolles Reiseziel ausgesucht. Wir waren letztes Jahr für 3 Wochen dort.
    Auf eure Berichte von der Reise und insbesondere von euren Erfahrungen mit dem neuen Auto freue ich mich schon.
    Und ich bin mir sicher, dass sich die Wege unserer beiden Bushcamper irgendwann mal kreuzen werden. Habt eine tolle Zeit.
    Liebe Grüße
    Dietmar

  • #2

    marleeeeeeeeen (Samstag, 18 Juni 2022 15:19)

    Das lese ich gerne! Fühlt sich fast an, wie dabei sein - fast. Thanks for sharing �