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Von Stromschnellen und wilden (Ren-) Tieren

Im Landesinneren bekommt man die Weite Schwedens zu spüren. Nix als Wald und Wasser, Wasser und Wald - Kilometer über Kilometer. Und doch erleben wir das Wasser mal als See, oder - wie heute als reißende Stromschnellen, die Storforsen. Es sind die größten Stromschnellen Skandinaviens, und jetzt im Juni sind sie besonders imposant, den aktuelle Fließen rd. 750 Kubikmeter Wasser pro sek. Talwärts - etwa 3-mal soviel wie normalerweise. DAS ist wirklich beeindruckend - und erinnert uns ein wenig an die Victoria-Falls, wo wir zu größten Trockenzeit waren und es gefühlt nur tröpfelte…so unterschiedlich können Erfahrungen sein :-).

Oscar ist sehr beeindruckt vom Tosen und Getöse um uns herum, aber er geht vertrauensvoll jeden Schritt mit uns. 

Was uns wiederum beeindruckt ist, dass eine solche Naturgewalt als Nationalpark frei begehbar ist, ohne Eintrittsgebühr. Chapeau, Schweden. Solche Natur einfach nur zu teilen, und zwar mit wundervoll aufbereiteten Stegen mitten durch die Neben-Stromschnellen, und dort mal eben ein paar Grillmöglichkeiten zwischen den Felsen installiert, das ist für Menschen, für Besucher gemacht.

 

Auf der Anfahrt zu den Storforsen erlebten wir schon ein Mini-Abenteuer: wir fuhren eine 4x4-Strecke und landeten im Militär-Sperrgebiet. Ein Abfangjäger stieg grad auf und Oscar war mächtig beeindruckt vom grossen Vogel. Die Durchfahrt des Gebietes war erlaubt, ohne Halt und ohne Fotos zu machen, aber um ganz sicher zu gehen begleitete uns ein Militärfahrzeug durch das Gebiet. Spooky. Gern hätten wir den Flieger wieder landen sehen, aber wir waren einfach zu schnell…wieder draussen.

 

 

Inspiriert vom Tage entschieden wir spontan, nach Arrenjarka zu fahren - dort wartete ein Camping auf einer Halbinsel, mit Bergen im Hintergrund auf Gäste. Es geht in ein Tal hinein Richtung Nationalparks, eine lange, lange Strasse, und die einzige Abwechslung waren 3 Rentiere, die gemütlich dieselbe überquerten.

 

 

Die Location ist so idyllisch, dass wir beschließen, 2 Tage zu bleiben. Wir haben eh eine gefühlt zu hohe Reisegeschwindigkeit, und freuen uns, wenn sich dies hoffentlich bald nachhaltig ändert.

Das Wetter verwöhnt uns mit Sonne und Wärme, so dass sich eine erste SUP-Fahrt auf dem See geradezu aufdrängt. Auch Oscar möchte da dabei sein und legt sich vorsichtig an die Front des Boards. Dass er ausgerechnet kurz vorm Aussteigen vor Aufregung ins Wasser fällt hätte er sich sicher nicht träumen lassen - und das zwingt ihn zu einer unfreiwilligen Schwimmeinlage. Zur Erinnerung: Oscar ist ein Wasserhund der auch mit 14 Monaten noch nicht freiwillig schwimmen geht. Langsam wird es Zeit :-).

 

Oscar übt ausserdem, auf dem Camping-Platz ohne Leine unterwegs zu sein - das geht, weil noch sehr wenige Camper da sind, und diejenigen, die hier sind, ebenfalls Hunde haben die überwiegend frei rumrennen. Das gibt es relativ selten in Schweden, und so ist es eine schöne Gelegenheit, den Freilauf zu probieren. Es wäre super, wenn Oscar nicht ausgerechnet den Camper der sehr netten belgischen Nachbarn bepinkeln wollen würde.

 

Das Leben im Camper findet sich langsam. Camper-Dasein bedeutet ja irgendwie, den lieben langen Tag über Dinge von links nach rechts und zurück zu räumen. Man ist ganz fertig am Ende des Tages vom rum- und aufräumen und den kleinen Lebensraum zu organisieren. Für einen doch recht trägen Menschen wie mich bedeutet das eine echte Lernaufgabe. Ich lerne für mich insbesondere, dass ich mich 3-mal leichter tue, die Dinge, die getan werden müssen, einfach zu tun, wenn ich es hinnehme, dass sie zu tun sind, und nicht damit hadere. Psychologisch betrachtet schlage ich einen der apokalyptischen Reiter - die Trägheit - in die Flucht. Und das ist eine Menge wert. Reisen ist ja schliesslich nicht immer einfach und bequem, sondern bietet Herausforderungen und Erweiterungen der eigenen Komfortzone und vieles mehr.

 

 

Zu Skandinavien gehören allerdings auch die sehr plötzlichen Wetterumschwünge. So kommt es, dass wir am Abend nun schon mal die Camping-Möbel verstaut haben und uns - mit einem Glas Wein im Camper - auf den kommenden Regen einstellen. Dabei lässt sich gut Erlebtes zu Papier bringen. Während Ute weit mehr Aufwand hat - denn unsere längere Blog-Auszeit führt mit sich, dass ein neues Website-Layout verwendet werden muss, und so sind eine Menge Anpassungen zumachen. Während wir also in Skandinavien sitzen, bearbeitet Ute Flandern-Seiten. Fühlt sich fast an wie die Dia-Abende in Zeiten VOR dem Internet.

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Kommentare: 2
  • #1

    Sandra (Samstag, 18 Juni 2022)

    So schöne Erlebnisse und Bilder.

  • #2

    Monika (Filou) (Sonntag, 19 Juni 2022 16:43)

    Es ist wunderschön die Bilder , das Land , Euren Text ist ist fast so wie wenn man dabei wäre.